23.10.2019
Einer der zentralen Begriffe im Buddhismus ist die Leere bzw. Leerheit. Ein Begriff, der für Verwirrung sorgt, zumindest bei mir. So steht in der Herz-Sutra: Oh Shariputra, die Form ist leer und die Leere ist Form; Erscheinung ist nicht getrennt von der Leere, die Leere ist nicht gesondert von der Erscheinung; Form und Leerheit sind eins, ohne Leerheit keine Form.
Hmmm…
In der modernen Arbeitswelt finden wir dagegen Leere genau definiert und zwar als Clean-Desk-Policy. Clean Desk bedeutet „sauberer Schreibtisch“ aber es ist mehr als nur das. Diese Benutzerrichtlinien für den Arbeitsplatz schreiben den Mitarbeitern vor, was alles auf dem Schreibtisch liegen darf. Nämlich so gut wie gar nichts. Auf der Oberfläche befinden sich nur die Gegenstände, die für den aktuellen Vorgang notwendig sind. Verlässt ein Mitarbeiter den Arbeitsplatz, muss er alle Unterlagen in einem abschließbaren Behälter unterbringen.
Das Clean Desk-Prinzip war ursprünglich ein Tool zur Produktivitätssteigerung. Da in großen Unternehmen meistens nicht immer alle Mitarbeiter gleichzeitig anwesend sind, haben sie auch keine festen Arbeitsplätze. Das persönliche Notebook wird dort ausgeklappt, wo gerade Platz frei ist. Daher muss auch am Ende der Arbeitszeit der Schreibtisch wieder leer sein. Mit dem zunehmenden Bedürfnis nach Datenschutz wird auch in klassischen Büros mit persönlichen Arbeitsplätzen Wert auf die Sauberkeit und Ordnung auf den Schreibtischen gelegt.
Ich persönlich halte Open Space Büros für einen Horror, den aufgeräumten Schreibtisch dagegen für sehr wohltuend.
Ja, es kostet Zeit, alles jedes Mal wegräumen und wieder rausholen.
Ja, ich habe keine Besucher in meinem Büro und es ist theoretisch egal, wie es dort ausschaut.
Aber: ich kann mich definitiv besser konzentrieren, ich suche nicht und es geht nichts in einem Stapel verloren.
Und ich fühle mich in einer aufgeräumten Umgebung einfach besser. Und betrachte meinen Schreibtisch als einen kleinen buddhistischen Altar.
Gate gate paragate parasamgate Bodhi svaha!
